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Leben und Leben lassen

Es war einmal an einen wunderschönen Tag im Wald. Die Vögel sangen in den Zweigen, die Frösche quakten am Teich, die Grillen zirpten im Gras, und eine Klapperschlange glitt einen kleinen Weg entlang, der mitten durch den Wald führte, um sich in der Sonne zu wärmen.
Sie rollte sich ein und schlief ein wenig. Es war friedlich und schön. Da kam ein Mann des Weges, der sah die schlafende Schlange und wollte sie töten. Er griff nach einen großen Stein und gerade als er ihn auf die schlafende Schlange niedersausen lassen wollte, erwachte sie. " Bruder, warum willst du mich töten, ich habe dir doch nichts getan!" ."Du bist giftig und musst sterben!" rief der Mann. " Aber Bruder, ich bin zwar giftig, aber ich tue dir doch nichts, ich werde dich nicht töten!" " Du mich töten?" lachte der Mann.
" Ich bin der Mensch und viel größer und stärker als du und ich habe diesen Stein, damit werde ich dich töten!" " Ich bin auch nicht der Bruder einer Schlange!" schrie der Mensch.
Und du wirst Sterben und zwar auf der Stelle!" Und gleich holte er aus mit seinem Stein. In diesem Moment schnellte die Schlange empor und biß den Mann blitzschnell in den Hals. Er fiel sofort zu Boden, und im Sterben hörte er die Schlange sagen: "Wenn du auf mich gehört hättest, Bruder, und mich nicht hättest töten wollen, so wäre dies nicht geschehen und du könntest noch lange Leben" Dann rollte sich die Schlange in der warmen Sonne wieder zusammen und schlief ein an diesem wunderschönen, friedlichen Tag im Wald

"Erst wenn der letzte Wald gerodet, erst wenn der letzte See verschwunden, erst wenn der letzte Fisch gefangen, dann erst wird euch klar, dass man Geld nicht essen kann"

Sie behaupten, unsere Erde gehört ihnen.
Seht Brüder, der Frühling ist da. Die Sonne hat die Erde umarmt. Bald werden wir die Kinder dieser Liebe sehen..
Jeder Same, jedes Tier ist erwacht. Die selbe Kraft hat auch uns geboren. Darum gewähren wir auch unseren Mitmenschen und unseren Freunden, den Tieren, die gleichen Rechte wie uns, auf dieser Erde zu leben..
Aber hört Brüder..
Jetzt haben wir es mit einer anderen Art zu tun. Sie waren wenige und schwach; jetzt aber sind es viele und sie sind stark und überheblich..
Es ist kaum zu glauben, sie wollen die Erde umpflügen. Habgier ist ihre Krankheit. Sie haben viele Gesetze gemacht und die Reichen dürfen sie brechen, die Armen aber nicht. Sie nehmen das Geld der Armen und Schwachen, um die Reichen und Starken damit zu stützen..
Sie sagen, unsere Mutter die Erde gehöre ihnen; sie zäunen uns, ihre Nachbarn, von unserer Mutter ab. Sie beschmutzen unsere Mutter mit ihren Gebäuden und ihrem Abfall. Sie zwingen unsere Mutter, zur Unzeit zu gebären. Und wenn sie keine Frucht mehr trägt, geben sie ihr Medizin, auf das sie auf's neue gebären soll. Was sie tun ist nicht heilig..
Sie sind wie ein Fluss zur Zeit des Hochwassers. Im Frühling tritt er über die Ufer und zerstört alles auf seinem Wege..

Sitting Bull (Tatanka Yotanka)Lakota Sioux

Der Adler

Es war einmal ein Mann, der in den Wald gind, um sich einen Vogel zu fangen. Er kam mit einem jungen Adler zurück, den er dann zu seinen Hühnern in den Hühnerhof sperrte. Er gab ihm Hühnerfutter zu fressen, obwohl er ein Adler war, der König der Vögel.
Nach einigen Jahren kam ein Naturforscher zu Besuch. Er erblickte den Adler und rief aus: "Aber das ist doch kein Huhn dort, das ist ein Adler!"
"Stimmt.", sagte der Mann, "Aber ich habe ihn zu einem Huhn erzogen. Er ist jetzt kein Adler mehr, sondern ein Huhn, auch wenn seine Flügelspanne von drei Metern hat.
"Oh nein", sprach da der Forscher. "Er ist noch immer ein Adler, denn er hat das Herz eines Adlers. Und das wird ihn hoch hinauffliegen lassen in die Lüfte."
Der Mann aber schüttelte den Kopf: "Nein, er ist jetzt ein richtiges Huhn und wird niemals fliegen."
Die beiden Männer beschlossen, es auszuprobieren. Der Forscher ließ den Adler auf seinen Arm springen und sagte zu ihm: "Du, der du ein Adler bist, der du in den Himmel gehörst und nicht auf die Erde: breite deine Schwingen aus und fliege!"
Der Adler saß auf dem gestreckten Arm des Forschers und blickte um sich. Hinter sich sah er die Hühner nach ihren Körnern picken und sprang zu ihnen hinunter.
Der Mann lachte und sagte: "Wie ich es sagte: er ist jetzt ein Huhn."
" Nein", sagte der andere, "er ist ein Adler. Versuche es morgen noch einmal."
Am anderen Tag stieg er mit dem Adler auf das Dach des Hauses, hob ihn empor und sagte: "Adler, der du ein Adler bist, breite deine Schwingen aus und fliege!" Aber als der Adler wieder die scharrenden Hühner im Hofe erblickte, sprang er abermals zu ihnen hinunter und scharrte mit ihnen.
Da sagte der Mann wieder: "Ich habe dir gesagt, er ist ein Huhn."
Doch der Forscher schüttelte den Kopf und sagte: "Nein, er ist ein Adler und er hat noch immer das Herz eines Adlers. Lass' es uns noch ein einziges Mal versuchen; morgen werde ich ihn fliegen lassen."
Am nächsten Morgen stand der Forscher früh auf, nahm den Adler und brachte ihn hinaus aus der Stadt, weit weg von den Häusern an den Fuß eines hohen Berges. Die Sonne ging gerade auf und vergoldete den Gipfel des Berges. Jede Zinne erstrahlte in der Freude eines wundervollen Morgens. Er ließ den Adler wieder auf seinem Arm sitzen und hob den Arm hoch: "Du bist ein Adler. Du gehörst dem Himmel und auf die Erde. Breite deine Schwingen aus und fliege!"
Der Adler blickte umher und zitterte, als erfülle ihn neues Leben, aber er flog nicht.
Da ließ ihn der naturkundige Mann direkt in die Sonne schauen. Und plötzlich breitete der Vogel seine gewaltigen Flügel aus, erhob sich mit dem Schrei eines Adlers, flog höher und kehrte nie wieder zurück.

Er war ein Adler, obwohl er wie ein Huhn aufgezogen und gezähmt worden war!

nach James Aggrey, leicht geändert

S I O U X

Iktome und das törichte Mädchen

Iktome, der Spinnenmann, ist der Trickster der Sioux. Da war einmal ein hübsches Mädchen, das war noch nie mit einem Mann zusammengewesen. Iktome war begierig darauf, mit ihr zu schlafen. Also verkleidete er sich als Frau und ging zu ihr. Sie war gerade dabei, einen Fluß zu überqueren.
"Hou mashkie, wie geht es, meine Liebe?" sprach er. "Laß uns zusammen hinüberwaten."
Sie hoben den Saum ihrer Kleider und platschten durch das Wasser. "Du hast aber viele Haare an den Beinen", sagte das Mädchen zu Iktome. "Ach weißt du", erwiderte er, "das kommt, weil ich etwas älter bin als du. Wenn die Frauen älter werden, ist das so."

Das Wasser wurde tiefer, und sie mußten ihre Röcke noch mehr lupfen. "Auch auf dem Rücken hast du viele Haare", wunderte sich das Mädchen. "Bei manch einer von uns ist das eben so", sagte Iktome.
Das Wasser wurde abermals tiefer, und nun mußten sie ihre Kleider ganz hochnehmen.
"Was ist denn das für ein merkwürdiges Ding, das zwischen deinen Beinen baumelt?" fragte das Mädchen, das noch nie einen nackten Mann gesehen hatte. "Ach", meinte Iktome, "das ist eine Art Geschwür. So etwas wie eine Warze, weißt du."
"Für eine Warze ist es aber ziemlich groß."
"Ja weißt du, ein böser Zauberer hat es mir auf den Hals gewünscht. Es ist hart und fest, und es schmerzt. Es ist im Weg. Ach, ich gäbe etwas dafür, wenn ich es los wäre."
Meine ältere Schwester", sagte das Mädchen, "du tust mir leid. Wir könnten doch das Ding vielleicht einfach abschneiden."
"Nein, nein, jüngere Schwester. Ein Zauberer hat es wachsen lassen. Es gibt nur eine Möglichkeit, um es loszuwerden."
"Und die wäre?"
"Ach, meine Liebe, diese einzige Möglichkeit bestünde darin, daß du es zwischen deine Beine nimmst."
"Wenn das so ist. Nun, ich denke, wir Frauen müssen einander helfen!" "Ja, meine Liebe. Danke, das ist wirklich sehr freundlich, daß du es so siehst. Warte, bis wir durch den Fluß gewatet sind, und dann laß uns dort hingehen, wo das Gras weich ist."
Der Spinnenmann, der sich verstellte, hieß also das Mädchen sich ins Gras legen, streckte sich über ihr aus und drang in sie ein. "Ach", sagte das Mädchen, "es ist wirklich eine gar zu große Warze. Es schmerzt auch ein wenig bei mir."
Iktomes Gemächte hatte sich entladen, und er stieg von dem Mädchen. Das Mädchen schaute sich die Warze an und sagte dann: "Aber sie ist schon viel kleiner geworden."
"Gewiß, aber längst nicht klein genug", erwiderte der Spinnenmann. "Das ist harte Arbeit. Laß mich Atem schöpfen. Dann können wir es noch einmal versuchen."
Nach einer Weile bestieg er das Mädchen abermals. "Es ist merkwürdig", sagte das törichte Geschöpf, "aber mir scheint, nun ist es schon wieder größer geworden. Wirklich, das ist Zauberei." Iktome antwortete nicht. Er war beschäftigt. Er schüttete sich abermals aus und rollte sich zur Seite.
"Kaum Besserung", sagte das Mädchen.
"Wir müssen geduldig sein und Ausdauer haben", antwortete Iktome.
Also versuchten sie es nach einer Weile abermals.
"Tut es dir wirklich so weh, meine Liebe?" fragte Iktome das Mädchen.
"Ziemlich", erwiderte sie kleinlaut.
"Versuche ganz tapfer zu sein", hieß er sie, "beiß die Zähne zusammen und ertrage den Schmerz!"
"Ich will es versuchen", sagte das Mädchen, und nach einer Weile, bei ihrem vierten Heilungsversuch, murmelte sie: "Eigentlich ist es gar nicht so unangenehm. Aber ich glaube, ältere Schwester, ganz und gar wirst du dieses merkwürdige Ding da nicht mehr los!"
"Ich habe auch meine Zweifel", erwiderte Iktome. "Nun", sagte das törichte Mädchen altklug, "mann kann sich an alles gewöhnen."
"Ja, Liebe", antwortete der Spinnenmann, "man muß einfach damit leben und das Beste daraus machen. Aber komm, versuchen wir es einfach noch einmal."

Märchen aus dem Buch "Indianermärchen" von Karl Knortz
Es war Abend geworden, und auf das Indianerland senkte sich eine so finstere Nacht, daß sich niemand aus seiner Behausung wagte. Nur der Wind heulte in den fernen Bergen. Und dennoch war auf dem Pfad längs des Schlangenbaches etwas in Bewegung. Behutsame, lautlose Schritte: Die Dakota waren unterwegs. Die kleine Schar der Krieger hatte es eilig, denn sie wollte noch vor Tagesanbruch den Feind überraschen... Die Männer schwiegen. An der Spitze und an den Flügeln wurde der Trupp von Wachkommandos behütet. Endlich verläßt der Schlangenbach die unwirtliche Gegend und führt in ein Wäldchen. „Hier wollen wir Rast machen“, sagte der Häuptling, ohne wie bisher seine Stimme zu dämpfen. „Macht ein Feuer an, hier sind wir in Sicherheit“.
Im Nu war ein Haufen Holz und trockenes Gras herbeigeschafft und ein Feuer angezündet. Die Krieger setzten sich ringsherum und machten es sich bequem. Einige flickten an ihren zerrissenen Mokassins, andere prüften ihre Bogen, Pfeile und Tomahawks, und wieder andere machten das Abendessen zurecht.Unterdessen erzählten die Ältesten von vergangenen Schlachten und unvorstellbaren Heldentaten: Wie ein wunderkräftiger Talisman manch einem das Leben gerettet hatte, wie ein Pfeil von einem Zaubersäcklein in das Herz dessen zurückgelenkt wurde, der ihn abgeschossen hatte, wie schöne Mädchen aus dem Reich der Schatten kamen, um die tapfersten der Krieger in eine Welt zu führen, aus der es kein Zurück mehr gibt. Auch das Feuer hörte diesen Geschichten selbstvergessen zu, während es eine geruhsame Rauchsäule in das grüne Astwerk hinaufschickte. Aber plötzlich - ein silberhaariger Indianer hatte sich eben zu einem feierlichen Gebet erhoben, sprühte die Flamme zischend auf, und auf die im Kreise Sitzenden schoß ein Funkenregen nieder. Und in diesem Augenblick klang unweit von ihnen ein Lied auf, das von den Bäumen zu kommen schien.
Die Stimme wurde nach und nach stärker, erfüllte dann mit einer langgezogenen Melodie den ganzen Wald, ebbte wieder ab und verschmolz schließlich mit dem in den Zweigen klagenden Singen des Windes. „Sofort das Feuer löschen!“ gebot der Häuptling mit gedämpfter Stimme und schritt, den Bogen schußbereit, in die Finsternis. Da lugte, wie gerufen, der Mond hinter den Wolken hervor. Sein fahler Schein ließ die weißen Stämme der Bäume deutlich hervortreten. Die Männer schlichen geräuschlos durch das weiche, feuchte Gras und spähten in die Schatten der krummen, im Winde schaukelnden Äste. Der geheimnisvolle Gesang riss nicht ab.
Es dauerte nicht lange, und die Männer wussten, daß er von einer großen, buschigen Ulme am Ende des Wäldchens kam. Enger und enger schloß sich der Kreis der Krieger. Das wundersame Lied schwang sich noch einmal bis zu den höchsten Tönen empor, dann brach es ab und verstummte ebenso plötzlich, wie es begonnen hatte. Die Indianer traten ganz nahe an den alten Baum heran. Ihre Blicke glitten über den rissigen Stamm und blieben dann an den verworrenen Wurzeln haften.Dort lag ein Häuflein gebleichter Knochen, die von einem unbekannten Krieger stammen mochten. Neben dem Schädel moderte ein zerbrochener Bogen, und unweit davon lagen zwei Pfeile. „Hier ist ein Krieger gefallen, der sein Leben für andere geopfert hat“, sprach der Häuptling.